Design, KI, Inspiration und ein Hauch von Barock
Wer sich mit Webdesign beschäftigt, stolpert früher oder später über Smashing. Kein Wunder, schließlich steckt hinter diesem Namen nicht nur ein Online-Magazin mit spannenden Artikeln, sondern auch ein Anbieter von coolen Workshops und Konferenzen. Dieses Jahr gab es gleich drei Smashing Conferences mit unterschiedlichen Schwerpunkten – und ich hatte ein Auge auf die in Antwerpen geworfen. Warum? Ganz klar: Design!
Zum Glück dürfen wir jedes Jahr mindestens einmal auf eine Konferenz, ein Barcamp oder Ähnliches – und Dirk und Eugen waren schnell überzeugt, dass ich mir dafür ein Ticket sichern sollte. Aber Moment … ein Ticket? Nee, besser gleich zwei! Mein Kollege Silas musste natürlich auch mit.
Endlich gehts los
Ende Oktober war es dann endlich so weit. Ich war super gespannt, was uns erwarten würde. Der Montag startete allerdings direkt mit einem kleinen Dämpfer: Der erste Zug hatte 20 Minuten Verspätung. Aber hey, kein Grund zur Panik – wir konnten die Zeit locker wieder einholen und waren am frühen Abend pünktlich in Antwerpen.
Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel ging es los: Wir wollten die Stadt ein bisschen erkunden. Und was soll ich sagen? Antwerpen hat mich echt beeindruckt. So eine lebendige Großstadt mit einem tollen Mix aus internationalem Flair, diversen Geschäften und Menschen aus aller Welt. Nach der langen Anreise knurrte uns natürlich der Magen. Und was liegt in Belgien näher als … genau, eine Waffel. Die musste einfach sein!
Daneben hat Belgien noch mehr Leckereien zu bieten: feinste Pralinen, knusprige Fritten und natürlich süffiges Bier. Ob wir es geschafft haben, uns durch alles durchzuprobieren? Das verrate ich später!
Jamsession
Die Smashing Conference hat nicht nur spannende Vorträge zu bieten, sondern auch viele Sideevents: Workshops, Citywalks oder gemeinsames Joggen – für jeden Geschmack ist was dabei. Leider war unser Zeitplan ziemlich voll, und die Bahnverbindungen machten es auch nicht einfacher. Aber eine Sache ließen wir uns nicht entgehen: die Jamsession am Montagabend bei Paù HQ. Und das war eine richtig gute Entscheidung!
Neben leckeren Snacks und freien Getränken gab es diese inspirierenden Lightning Talks:
VRT’s Transition from a House of Brands to a Branded House
We Need to Have a Word About Words
My Love Story with the CEO of Instagram — Embracing the Unconventional Ways of Designs
Beyond the Rainbow: Inclusive Information Design
Why “Less Is More” Is So Much More Than an Aesthetic Choice
Fusion Teams Build Better Products
Design for Trust
Am meisten beeindruckt hat mich der Vortrag von Marianne Butler: Why “Less Is More” Is So Much More Than an Aesthetic Choice. Sie beleuchtete weniger die ästhetischen Aspekte, sondern die Herausforderungen, die durch eine Überflutung von Informationen entstehen. Sie sprach über die psychische Belastung, die der Umgang mit dem Web mit sich bringen kann, und zeigte die ökologischen Folgen überladener Websites auf. Ihr Appell: ein radikal minimalistischer Ansatz, um das Internet nachhaltiger und nutzerfreundlicher zu gestalten.
Auch We Need to Have a Word About Words von Saskia Videler und Design for Trust von Thijs Degheldere fand ich sehr bereichernd. Saskia regte dazu an, die Klarheit von Begriffen und die Qualität der internen Kommunikation im Arbeitsumfeld zu hinterfragen. Thijs gab spannende Einblicke in die Entwicklung der sicheren, inklusiven Identitäts-App itsme® und erklärte, welche Rolle gutes Design beim Aufbau von Vertrauen spielt.
Die Jamsession war ein perfekter Start in die Konferenz und machte richtig Lust auf die folgenden zwei Tage.
Smashing Conference - Tag 1
Nach einem gemütlichen Frühstück im Hotel ging es am Dienstag endlich zur Konferenz. Schon die Location war ein echtes Highlight: das barocke Bourla Theater. Der Theatersaal wirkte zwar klein, dafür aber umso beeindruckender – mit seinen drei umlaufenden Balkonen, gold-rotem Dekor und samtbezogenen Sitzen fühlte man sich direkt in eine andere Zeit versetzt. Sogar die Garderoben und Waschbecken waren ein Hingucker.
Smashing verspricht auf seiner Website freundliche, inklusive und praxisnahe Veranstaltungen für Designer und Entwickler. Ob das eingehalten wurde? Kleiner Spoiler: Absolut!
Im Foyer gab es zur Begrüßung Luftballons – erst mal ein nettes Gimmick. Doch als Vitaly Friedmann, unser charmanter Gastgeber, die Konferenz eröffnete, bat er alle, die Ballons aufzupusten. Auf sein Kommando hin flogen sie durch den ganzen Saal – ein bunter Start, der perfekt zeigte, wie lebendig und inspirierend die nächsten zwei Tage werden würden.
Vitaly führte mit viel Humor und Persönlichkeit durch das Programm. Seine Anmoderationen waren interaktiv, und seine schlechten Witze brachten das Publikum immer wieder zum Lachen. Zwischendurch warf er Schokolade in die Menge, die jeder gern haben wollte. Besonders praktisch: Für beide Tage gab es je ein gemeinsames Google Doc, in dem Infos zur Konferenz standen, und wo alle ihre Fragen zu den Vorträgen eintragen konnten. Diese Fragen diskutierte Vitaly nach den Präsentationen mit den Sprechern – eine tolle Möglichkeit, noch tiefer ins Thema einzusteigen.
When Figma meets CSS
Der Auftakt von Christine Vallaure war direkt ein Volltreffer – zumindest für uns. Da wir erst in diesem Jahr auf Figma umgestiegen sind, war es super spannend zu sehen, wie die Zusammenarbeit zwischen Designern und Entwicklern damit verbessert werden kann. Christine zeigte auf, dass das Autolayout in Figma ähnlich wie die Flexbox in CSS funktioniert – eine Verbindung, die das Verständnis zwischen beiden Welten erleichtert. Ihr Fazit: Kommunikation ist der Schlüssel! Nur durch den direkten Austausch kann eine nahtlose Zusammenarbeit entstehen.
How to Create Truly Great Charts
Wie wenig aussagekräftig manche Schaubilder sein können, wurde in diesem Vortrag sehr deutlich. Mit vielen Praxisbeispielen gab Nick Desbarats hilfreiche Tipps, wie man Daten visualisieren sollte, damit sie tatsächlich weiterhelfen. Besonders wichtig ist nicht nur die Darstellung selbst, sondern auch, wie die Daten miteinander in Beziehung gesetzt werden – nur so können Betrachter die richtigen Schlüsse ziehen.
Pause: Frische Luft und Mission Mitbringsel
In der Pause ging es für uns kurz raus an die frische Luft. Ein kleiner Stadtbummel stand auf dem Programm – und natürlich das Wichtigste: belgische Pralinen! Im Laden gab es eine Auswahl, die uns schier überwältigt hat. Als wir dann noch ein zartschmelzendes Stück Nougat mit Haselnüssen probieren durften, war klar: Mission Mitbringsel erfolgreich abgeschlossen.
Für den herzhaften Hunger mussten dann die Frites her – diese leckeren, dick geschnittenen Pommes, die mehrfach frittiert werden. Dazu gibt es in Belgien nicht nur Ketchup und Mayo, sondern auch allerlei Soßen und Toppings. Unser Schälchen sah erst sehr klein aus, aber am Ende waren wir pappsatt.
Do The Next Right Thing
Zenko Mapping ist eine visuelle Methode, die dabei hilft, komplexe Projekte und Ideen zu strukturieren. Das Konzept basiert auf einem Canvas, auf dem verschiedene Elemente grafisch dargestellt und miteinander verbunden werden. So entsteht eine übersichtliche Landkarte, die Abhängigkeiten aufzeigt und nächste Schritte leichter planbar macht. John V Willshire präsentierte die Methode mit viel Praxisnähe – anhand seines privaten Projekts den eigenen Garten im Neubaugebiet zu renaturieren.
Shape Your Future Self
Wie kann man den eigenen beruflichen Weg gezielt gestalten? Dieser Frage widmete sich der Vortrag, der besonders durch kleine, interaktive Übungen überzeugte. Jason Mesut regte uns dazu an, unsere Stärken und Werte zu reflektieren und auf dieser Basis eine klare Richtung für die Zukunft zu finden. Es ging darum, den eigenen Wert zu erkennen und den Weg dorthin bewusst zu gestalten.
Words That Bloom
Bereits letztes Jahr auf der Beyond Tellerrand in Düsseldorf habe ich Gemma O’Brien erlebt – und auch diesmal hat sie mich wieder begeistert. Die australische Künstlerin nahm uns mit auf eine Reise durch ihren kreativen Prozess: vom Sammeln der Inspirationen über das Skizzieren per Hand und dem digitalen Erstellen eines Werkes am Tablet bis hin zu großformatigen Wandgemälden. Ihre Werke sind ein faszinierender und wunderschöner Mix aus Schriftzügen und floralen Mustern, die mich immer wieder aufs Neue beeindrucken.
Creating Beautiful, On-Brand, Inclusive Photography with AI
Pablo Stanley fiel mir nicht nur durch seine rosa Socken und die fehlenden Schuhe auf, sondern auch durch seine Energie auf der Bühne. Sein Thema: Wie man mit KI maßgeschneiderte, markengerechte Bilder erstellt, statt langweilige Stockfotos zu verwenden. Dabei erklärte er Schritt für Schritt, wie man Eingabeaufforderungen so strukturiert, dass sie natürliche und realistische Ergebnisse liefern. Sein Vortrag war nicht nur unterhaltsam, sondern auch super praxisnah – ich freue mich schon darauf, seine Tipps auszuprobieren.
Let's go party
Am Abend ging es für mich, leider ohne Silas, aber mit vielen neuen Bekannten, zur Smashing Party. Mit meinen Getränkegutscheinen probierte ich mich durch die Vielfalt belgischer Biere – von hellen, weniger bitteren Sorten bis hin zum süßen Kirschbier. Was mich aber noch mehr beeindruckt hat, war die unglaublich offene Atmosphäre. Teilnehmer, Sprecher und Veranstalter haben sich bunt gemischt, und es war ganz leicht, ins Gespräch zu kommen. Einfach zu einer Gruppe dazuzustellen, loszuplaudern und fertig. Der gemeinsame Nenner war das Design, das aber, wie sich zeigte, so vielseitig ist. Die Gestaltung digitaler Oberflächen und Benutzerschnittstellen ist eben deutlich mehr als “nur” Webdesign.
Smashing Conference - Tag 2
Nach der Party hieß es am zweiten Tag: Wer feiern kann, kann auch früh aufstehen. Mit einem etwas müden Kopf ging es wieder ins Bourla-Theater. Ein Blick in die Runde zeigte: Ich war nicht die Einzige, die das noch spürte.
Der Tag startete spannend, denn ein Mystery Speaker war angekündigt – das Thema blieb bis zuletzt geheim. Die Neugier im Saal war entsprechend groß.
Live is a Mystery: In Defense of an old Pixel
Das Geheimnis wurde gelüftet, es kam eine Hommage an Pixel Fonts – ein Thema, das man heute kaum noch auf dem Radar hat. Marcin Wichary erinnerte daran, wie kreativ und vielseitig diese Schriftarten aus der Vergangenheit sind. Aus einem 8x8-Raster pro Buchstabe können Designs entstehen, die von filigran bis fett oder statisch bis kursiv reichen. Das Highlight war die interaktive Übung: Jeder Teilnehmer durfte ein eigenes Pixel-A gestalten. Die Ergebnisse wurden gezeigt, und die Vielfalt war erstaunlich – fast alle Designs waren einzigartig! Es war ein inspirierender Auftakt, der zeigte, dass auch vermeintlich alte Technologien immer noch faszinieren können.
Facilitation Tools for Everyday Productivity
Meetings, die wenig bringen, kennen wir alle. Genau das nahm Dee Scarano aufs Korn. Ihr Ansatz: Workshops, die ohne große Vorbereitung durchgeführt werden können, dafür aber mit viel Output glänzen. Sie stellte Methoden vor, mit denen Teams in kürzester Zeit Probleme identifizieren und lösen können – manchmal reicht es, zehn Minuten am Tisch zusammenzusitzen. Ihre Tipps waren praxisnah und leicht umsetzbar, genau das Richtige für den stressigen Arbeitsalltag.
Große Pause
Die Freizeit nutzten wir, um erneut durch die Stadt zu schlendern, das internationale Flair zu genießen und etwas zu shoppen.
Managing Design Systems, from Features and Releases to Roadmaps and Backlogs
Nathan Curtis brachte Klarheit in die oft überwältigende Welt der Designsysteme. Sein Vortrag zeigte, wie man Features, Releases und Backlogs organisiert, ohne dass die Arbeit dabei entmutigend wirkt. Besonders hilfreich war sein Umgang mit kurzfristigen Aufgaben und Störungen im Workflow. Mit einem strukturierten Ansatz machte er deutlich, wie man diese Herausforderungen meistert und dabei produktiv bleibt.
Squish Meets Structure — Designing with Shoggoth
Künstliche Intelligenz als Shoggoth? Maggie Appleton zog den Vergleich mit den amorphen Wesen aus Horrorfilmen, die jede Aufgabe erfüllen können, aber in ihrer Struktur schwer fassbar sind. So ähnlich fühlt sich KI manchmal an – faszinierend und schwer zu durchschauen. Maggie half uns, dieses „Monster“ zu zähmen, indem sie KI als zweckgebundene Denkmaschine darstellte. Ihre Ansätze waren eine spannende Mischung aus kreativer Herangehensweise und technischer Struktur – perfekt, um das Potenzial der KI besser zu verstehen und zu nutzen.
Made for the World. Design Systems at Scale
Ein Designsystem für die ganze Welt – das ist die Herausforderung, die Cameron Worboys mit Wise gemeistert hat. Die Banking-App funktioniert in 160 Ländern und 40 Währungen, und trotzdem bleibt das Design überall konsistent. Cameron gab uns einen Blick hinter die Kulissen, wie ein solches System entsteht und gleichzeitig genug Flexibilität für Designer bietet, um kreativ zu bleiben. Ein Balanceakt, der ihn sichtlich begeistert hat.
Design’s New Frontier: How to Lead in the AI Disruption
Die Disruption durch KI ist unaufhaltsam – aber wie gehen wir Designer damit um? Harrison Wheeler forderte uns auf, mutig zu sein und unsere Rolle neu zu denken. Statt uns an den Rand drängen zu lassen, sollten wir unsere Kreativität nutzen, um mehr Einfluss und Zugang in Unternehmen zu gewinnen. Sein Appell: KI verändert unsere Arbeit, aber genau darin liegt auch eine Chance. Designer sind bestens geeignet, diese neuen Realitäten mitzugestalten und eine führende Rolle einzunehmen.
Abschied und Rückreise
Sehr, sehr müde mussten wir uns nach dem letzten Vortrag von dieser inspirierenden Konferenz verabschieden. Um unseren Zug nach Karlsruhe zu erwischen, haben wir die abschließenden Worte von Vitaly und seinem Team leider verpasst. Schade, klar, aber ehrlich gesagt waren unsere Köpfe ohnehin schon vollgepackt mit Ideen und jeder Menge Anregungen.
Die Rückreise hielt noch eine kleine Nervenkitzel-Einlage bereit: Unser Zug hatte Verspätung, und laut App sollten wir den Anschluss in Köln verpassen. Aber wir hatten Glück! Alles hat geklappt, und so kamen wir spät in der Nacht endlich wieder zu Hause an. Der folgende Tag Urlaub war eine Wohltat – nicht nur für den dringend benötigten Schlaf, sondern auch, um die vielen Gedanken und Eindrücke ein wenig zu sortieren.
Was bleibt?
Wenn ich auf diese Smashing Conference zurückblicke, dann gibt es ein paar Themen, die sich wie ein roter Faden durch viele Vorträge gezogen haben: Barrierefreiheit, künstliche Intelligenz, Designsysteme und produktive Zusammenarbeit. Das sind alles Themen, mit denen wir uns als Designer kritisch auseinandersetzen müssen. Wie wir damit arbeiten, müssen wir individuell entscheiden – aber eines ist klar: Wir können und sollten uns diesen Herausforderungen nicht verschließen.
Auch mein Kollege Silas hat viel mitgenommen:
„Die Smashing Conference in Antwerpen war echt eine super Erfahrung. Die Live-Einblicke in die Arbeitsweise der Speaker und die ganzen praktischen Tipps haben mir total geholfen und mich für kommende Projekte richtig motiviert.“
Und die Leckereien?
Aber Moment mal – hast Du eigentlich herausgefunden, ob wir alle belgischen Spezialitäten probiert haben? Falls nicht, lies den Text einfach nochmal, dann entdeckst Du die Antwort bestimmt. ;)
Danke, Smashing! Danke, Antwerpen!
Ich hatte wirklich eine fantastische Zeit: inspirierende Vorträge, spannende Gespräche und eine Atmosphäre, die einfach nur ansteckend war. Danke an das Smashing-Team für die großartige Organisation und diese besondere Stimmung. Die Smashing Conference ist wirklich ein Erlebnis, das man nicht verpassen sollte!